Facit und Verbesserungen

Unikate sind nie ohne Fehler

Das Getriebe wurde nach Empfehlung des Händlers mit Motorenöl 10 W 40 befüllt. Im ersten Jahr nach Inbetriebnahme gab es Probleme mit der Kupplung. Sie griff sehr hart und trennte nicht sauber. Im Öl war Metallabrieb festzustellen. Wir wechselten die Ölsorte und füllten ein normales Getriebeöl ein: GP 80-95. Damit waren die Probleme beseitigt und es traten bis heute nur noch geringfügige Abriebserscheinungen auf.

Die Propelleranpassung ist bei einem Einzelbau etwas schwierig, weil keine Vergleichsmöglichkeit 1 : 1 besteht. Die Berechnung des Prop. beim Kauf ergeben nur Annäherungswerte. Man trifft erst in Fahrt ein gleiches Schiff mit annähernd gleichem Gewicht und gleichem Trimm. So muß eventuell die Steigung oder/und der Durchmesser des Prop. verändert werden ( Kavitation ) ( oder Rauch im Abgas ) ( oder wenn die Max. Drehzahl nicht erreicht wird ). Weniger Steigung = mehr Schub = geringere Geschwindigkeit bei gleicher Drehzahl. Höhere Geschwindigkeit dann nur mit höherer Drehzahl. Wenn 3/4 der Höchstdrehzahl erreicht werden kann, ohne Rauch und Alarm im Kühlsystem ist das o.k. Mit 2/3 der Höchstdrehzahl sollte eine Dauermarschgeschwindigkeit erreicht werden ( 6nm ).

Die Rheinstrom Kreiselpumpe RH 601 des Trinkwasser-Systems gab nach 6 Jahren Lärm und diversen Defekten ihren Geist auf und wurde durch eine JABSCO PA-MAX 4 ersetzt.

Die Fäkalienschläuche ( weiß PVC ) waren schnell durchlässig geworden und wurden gegen eine bessere Qualität ausgetauscht.

Der Hi Low Reefer Großbaum ( John Mast ) hat eine Reffleine, die durch 2 Umlenkungen sehr schwergängig war. John Mast bietet einen Bügel an, der mit einer Seilrolle versehen, die vorhandenen Umlenkungen überflüssig macht (~200 € ). So habe ich aus 70 X 5mm Alu- Flachmaterial und dem im Baum befindlichen Block eine neue Umlenkung gebaut. Der auf dem Baum aufgeschraubte Rollenbock entfällt damit. 3 Bilder davon auf dieser Seite.

Die Ruderschaft- Lager aus Kunststoff waren schnell ausgeschlagen und wurden ersetzt durch Polyamid ERTALON 6 XAU in schwarz. Das Datenblatt ist bei der Firma Arthur Krüger Kunststoffe in 22882 Barsbüttel (bei Hamburg) oder im Internet zu bekommen.
Dieser Werkstoff kann außerdem seine Lebensdauer als Lager unter und über Wasser durch Fettschmierung erheblich erhöhen.

Die ALU- Außenbordanschlüsse, eingeschweißt im Rumpf, bekamen Lochfraß, sodaß sie ausgewechselt werden mußten. Jetzt sind pilzförmige POM ( transparent ) Einsätze mit Außen- und Innengewinde 2 1/2 X 1 1/2 Zoll und 2 X 3/4 Zoll eingebaut.

Der Cokpitboden und damit das ganze Cokpit wurde in der Originalzeichnung ( Reinke ) schon um 80 mm angehoben. Ich würde es nochmal um 80 mm anheben, um Wasserschwall von achtern bei Maschinenfahrt und Stützsegel zu verhindern. Durch den schmalen Rumpf achtern ist etwas wenig Auftrieb vorhanden. Wasser könnte durch die Cokpit-Bodenluks in den Maschinenraum gelangen.

Die Führungsöffnung im Vordeck, die die Ankerwippe aufnimmt, ist leider zu schräge geworden, sodaß wir eine Kettenumlenkung
benötigen. Achtung Selbstbauer: Das muß ja nicht anderen Leuten auch passieren. Die Werft frühzeitig darauf hinweisen, wo die Ankerwinde stehen soll.

Der Fockbaum ermöglicht einen sehr guten Stand des Segels. Das Setzen ist etwas schwierig, weil Vor- und Unterliek gleichzeitig durch Einleinenführung dichtgeholt werden. So ist auf dem Vordeck ein Nachtrimmen der im Fockbaum befindlichen Talje erforderlich. Heute würde ich auf den Fockbaum verzichten und eine Rollfock einbauen.
Auch den Rollbaum würde ich nicht mehr verwenden, sondern ein Lattengroß mit Lasy- Jack der neueren Art. " Runterfallenlassen und oben die Tasche zubinden, fertig!" Vielleicht sogar mit Reißverschluß.

Der Alu- Rumpf hat mehrere Vorteile: Das Gewicht ist um ~1,5t geringer als aus Stahl. Es tritt keine Korrosion auf, wenn man die elektrisch/galvanische Komponente berücksichtigt. Es ist kein Außenanstrich erforderlich, bis auf das Unterwasserschiff. Nur wegen des Antifouling muß dort ein Farbuntergrund aufgetragen werden.
Jetzt, nach 15 Jahren seit dem Farbanstrich geht die Farbe an Deck langsam verloren, sodaß sie ständig ausgebessert werden muß. Das Unterwasserschiff hat keine Farbverluste. Haben wir ein Glück, daß wir ein ALU- Schiff haben, so bräuchten wir nur noch mal 15 Jahre zu warten, ohne die Farbe auszubessern. Dann sieht unser Schiff den Ovni's und anderen immer ähnlicher, nämlich ganz ohne Farbe, grau wie ein Militärfahrzeug. Ich glaube aber, meine Oberbootsmannfrau würde da nicht mitspielen.

Facit: Es hat Spaß gemacht, 3 Jahre zu gestalten und zu bauen. Wir haben es nicht als Belastung empfunden, auch nicht finanziell, weil das Vorhaben sich auf 5 Jahre erstreckte von der Idee bis zur Vollendung. Ganz fertig wird ein Schiff ja nie, aber das macht ja seinen Reiz aus, immer nach neuen Verbesserungen zu suchen. Eine Sache ist nie so gut, das sie nicht noch verbessert werden könnte.
Billiger als vergleichbare Schiffe ist unseres nicht geworden, weil wir solider, aufwändiger und umfangreicher gebaut haben. Es wird unsere Enkel überleben, wenn nicht ein Brand oder ein Crash mit anschließendem Untergang geschieht.

Das Bild zeigt zwei Reinke 10M nebeneinander liegend. Das rechte Schiff ( 6.5t ) liegt auf dem Kopf. Das linke ( 7,5t ) liegt im Gatt und ~ 5cm tiefer im Wasser. Beide Schiffe in Aluminium, aber mit unterschiedlichen Ausrüstugskonzepten. Die Heckunterkanten der beiden Schiffe differieren um ~ 12 cm in der Höhe zum Wasserspiegel. Der Unterschied ergibt sich aus unterschiedlichen EINBAUGEWICHTEN. Das rechte Schiff ist der schnellere Segler, wir haben es getestet.




 

Grafik 82

Umlenkung am Hi Low Reefer




 

Grafik 81

Umlenkung am Hi Low Reefer




 

Grafik 80

Umlenkung am Hi Low Reefer




 

Grafik 79